Klappe auf, Apfel rein – und fertig? Für zahlreiche Menschen markiert der Gehsteigrand das finale Kapitel im Buch der Biotonne-Saga. Was jedoch im Anschluss geschieht, erweist sich als faszinierender, als es den Anschein hat. Stell dir vor: Ein Abfalltransporter ist bis zum Rand gefüllt mit Kartoffelschalen, Kaffeesatz, Blumenüberresten und Eierschalen. Der Chauffeur entleert die Behälter, aus denen ein Duft von Blumen und Erde strömt, und fährt dann weiter. Doch erst jetzt beginnt die eigentliche Abenteuerfahrt für den Geist.
Zunächst einmal: die Kategorisierung. Maschinen und Menschen trennen geschickt zwischen wertvollen Bioabfällen und unerwünschtem Ausschuss. Plastiktüten, Batterien und antiquierte Spielzeugkomponenten haben an diesem Ort nichts verloren. Es sollen einzig diejenigen Dinge verweilen, die wirklich in Verwesung übergehen können: Bananenschalen, Zwiebelschalen und welkendes Gemüse. Jede weitere Einmischung schadet sowohl dem Veredelungsprozess als auch der Güte des Humus.
Nun beginnt die Hitze. Die winzigen Herrscher übernehmen das Regiment. In gewaltigen Kompostieranlagen werden die organischen Abfälle zersetzt, als ob es sich um eine gigantische Küche handelt, nur eben ohne Kochfeld. Die schlammige Masse verwandelt sich peu à peu in einen vitalstoffreichen Humus. Perfekt geeignet für Gärten, Äcker und Pflanzgefäße.
Doch nicht alles verwandelt sich in Erdreich. In exklusiven Biogasfabriken erfolgt eine Fermentation unter Ausschluss von Luft. In finsteren Behältern verrichten Mikroorganismen fleißig ihre Arbeit und wandeln Reste aus der Küche in das flüsternde Biogas um. Aus der uralten Gemüsesuppe wird fließender Strom, während der Kaffeesatz sich in wohlige Wärme verwandelt. Ziemlich geschmeidig, oder?
Alles kehrt zurück: Das Feld wird zu Kompost verarbeitet, um dann als Dünger zu dienen, was wiederum das Wachstum frischer Pflanzen fördert und die Entstehung neuer Nahrungsmittel ermöglicht. Ein Bruchstück des Biomülls könnte dazu führen, dass dein Mobiltelefon-Ladegerät ein kleines Konzert gibt.
Ebenso könnte der angeknabberte Apfel noch eine glänzende Zukunft vor sich haben. Beim nächsten Mal, wenn du ihn in die grüne Tonne beförderst, bedenke: Sein Pfad ist noch lange nicht vollendet. Gerade erst beginnt er sein Tun.